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Die dunkle Seite von Black Friday: Wenn der Kaufrausch uns die Realität vergessen lässt

Es ist jedes Jahr das gleiche Spektakel: Menschen stürzen sich wie im Rausch auf die vermeintlich besten Angebote, die Händler mit riesigen Rabatten anpreisen. Black Friday, Cyber Monday und all die anderen Schnäppchen-Tage haben sich fest in unseren Köpfen verankert – als Tage, an denen wir “ganz groß sparen” können. Doch was auf den ersten Blick wie ein Fest für den Geldbeutel wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein clever inszeniertes Schauspiel, das alles andere als harmlos ist.

Illusion Rabatte

Die Rabatte, mit denen die Händler werben, sind oft nichts als eine Illusion. Sie spielen mit unserer Wahrnehmung und nutzen unsere Schwäche für große Zahlen. 50%, 70%, manchmal sogar 80% Ersparnis sollen uns glauben lassen, wir hätten das Geschäft unseres Lebens gemacht. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Viele der Produkte, die an diesem Tag in den Mittelpunkt rücken, sind entweder überteuerte Ladenhüter, deren Preise vorher künstlich in die Höhe getrieben wurden, oder veraltete Modelle, die längst durch bessere Versionen ersetzt wurden.

Eine Studie des Preisvergleichsportals Idealo aus dem Jahr 2022 ergab, dass 63 % der Produkte am Black Friday günstiger waren als im Vormonat, jedoch betrug die durchschnittliche Ersparnis lediglich 6 %. Lediglich 10 % der Angebote wiesen einen Preisnachlass von über 20 % auf. Ein vermeintliches Schnäppchen, das in der Realität weder günstig noch besonders sinnvoll ist – aber in der Hitze des Augenblicks greifen wir dennoch zu. Schließlich suggeriert uns die aggressive Werbung, dass wir schnell handeln müssen, bevor es zu spät ist. Die Marketingstrategien am Black Friday setzen bewusst auf die menschliche Psychologie, indem sie ein Gefühl der Dringlichkeit und Angst, etwas zu verpassen (“Fear of Missing Out”, FOMO), erzeugen.

Retouren für den Müll

Doch es ist nicht nur unser Portemonnaie, das unter diesem Konsumwahn leidet. Auch die Umwelt zahlt einen hohen Preis. Denn hinter jedem gekauften Produkt steckt eine Geschichte, die oft erschreckend ist. Die Herstellung, der Transport und die Verpackung der Waren verursachen massive Umweltbelastungen. Eine Untersuchung von Money.co.uk aus dem Jahr 2021 schätzte, dass die Lieferungen der Black Friday-Verkäufe im UK über 429.000 Tonnen Treibhausgasemissionen verursachten, was etwa 435 Hin- und Rückflügen von London nach New York entspricht.
Hinzu kommen die Retouren – ein Kapitel für sich. Viele der Artikel, die nach den Schnäppchen-Tagen wieder zurückgeschickt werden, landen nicht etwa erneut im Verkauf, sondern direkt im Müll. Oft lohnt es sich für die Unternehmen finanziell nicht, diese Produkte weiterzuverarbeiten. Eine unfassbare Verschwendung, die den ohnehin schon angeschlagenen Planeten weiter belastet.

Geiz ist geil?

Dieser Konsumexzess hat jedoch noch eine andere, weniger offensichtliche Konsequenz: Er verändert, wie wir auf Produkte blicken. In einer Welt, in der alles jederzeit günstig verfügbar ist, verlieren wir den Respekt vor den Dingen, die wir kaufen. Qualität und Langlebigkeit rücken in den Hintergrund, wenn der Preis das einzige Kriterium ist. Doch diese Billigmentalität hat ihren Preis, den andere zahlen müssen – etwa die Arbeiter*innen in den Produktionsländern, die oft unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten, um unsere Schnäppchen möglich zu machen.

Und als wäre das nicht genug, schafft der Black Friday ein weiteres Problem: die Verlockung zum Überkonsum. Es ist nicht so, dass wir all die Produkte, die wir an diesem Tag kaufen, tatsächlich brauchen. Viele landen schon bald ungenutzt in der Ecke oder werden nach kurzer Zeit weggeworfen. Achtsamkeit ist gefragt.

Gefährlicher Black Friday

Zuletzt dürfen wir auch die Gefahren des digitalen Black Fridays nicht vergessen. Mit der Verlagerung der Rabattschlachten ins Internet kommen neue Risiken hinzu. Betrüger nutzen die Gelegenheit, um gefälschte Shops und Phishing-Webseiten zu betreiben, die uns nicht nur das Geld, sondern auch unsere persönlichen Daten kosten können. Der Traum vom Schnäppchen kann sich so schnell in einen Albtraum verwandeln.

Eine Untersuchung von Bolster Research (2020) ergab, dass in den Wochen vor Black Friday und Cyber Monday über 150.000 gefälschte Websites online gingen, die als vermeintliche Angebote von bekannten Händlern wie Amazon oder eBay ausgegeben wurden. Die Hiscox-Versicherung berichtete 2022, dass Cyberangriffe während der Black-Friday-Woche um 60 % anstiegen, verglichen mit dem Jahresdurchschnitt. Laut einem Bericht von RSA Security (2020) steigt die Zahl der sogenannten Carding-Attacken während Black Friday und Cyber Monday um 25 %, da die erhöhte Transaktionsanzahl Betrügern ein größeres Versteck bietet. Eine Studie von LexisNexis (2022) bezifferte die Verluste durch Betrug im E-Commerce rund um den Black Friday weltweit auf 3,5 Milliarden US-Dollar. Dies umfasst gestohlene Waren, Rückbuchungen und gefälschte Transaktionen.

Alternativen zu Black Friday & Co

All das wirft die Frage auf: Ist es das wirklich wert? Müssen wir uns diesem Konsumzwang jedes Jahr aufs Neue hingeben? Es gibt Alternativen, die uns zeigen, dass wir anders handeln können. Der „Buy Nothing Day“ oder der „Green Friday“ setzen ein Zeichen gegen den Kaufrausch und erinnern uns daran, dass es wichtiger ist, weniger und bewusster zu konsumieren, als blind in den Shopping-Wahn zu verfallen.
Der Buy Nothing Day ist eine Gegenbewegung zum konsumorientierten Black Friday und lädt dazu ein, bewusst auf den Kauf von Waren zu verzichten. Er wurde 1992 von der kanadischen Organisation Adbusters ins Leben gerufen und findet jährlich am letzten Freitag oder Samstag im November statt. Ziel ist es, auf die negativen Auswirkungen von übermäßigem Konsum aufmerksam zu machen und nachhaltige, ressourcenschonende Lebensweisen zu fördern.
Der Green Friday ist eine nachhaltige Alternative zum Black Friday, die zu bewusstem Konsum und Umweltschutz aufruft. Unternehmen und Organisationen nutzen diesen Tag, um umweltfreundliche Produkte zu fördern, auf nachhaltige Praktiken aufmerksam zu machen oder einen Teil ihrer Einnahmen für ökologische Projekte zu spenden. Ziel des Green Friday ist es, den Fokus von übermäßigem Konsum auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu lenken. Er findet in der Regel am gleichen Tag wie der Black Friday statt, also am Freitag nach Thanksgiving.

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